Wie viel Warten noch gesund ist




"Liebe Patienten, wir möchten die Wartezeiten der Sprechstunde für Sie so kurz wie möglich halten. Darum bitten wir Sie vor jedem Arztbesuch immer einen Termin unter der Telefonnummer ????/?????? zu vereinbaren...."
 
So, oder so ähnlich, lautete die Aufschrift der Hinweisschilder, die bei meinem letzten Arztbesuch an nahezu allen Ecken und Wänden unübersehbar angebracht waren, an welchen Hilfesuchende in einer Praxis vom Eingang bis zum Wartezimmer so vorbeikommen können. Toll, dachte ich mir, angesichts der Masse an Aufklärung im Dienste des Patienten. Hier gehts endlich mal zackig, Termine sind hier etwas wert. Zu früh gefreut.  

 
30 Minuten
Bereits eine halbe Stunde nach dem eigentlich vereinbarten Termin (ich war zudem 15 Minuten voher da) schwante mir, dass auch in dieser "Vorzeigepraxis" alles wie immer ablaufen könnte. Ich wurde nicht enttäuscht. Neben mir saßen noch fünf weitere Patienten, die vor mir da waren - mit oder ohne Termin, ich werds nie erfahren. 
 
60 Minuten
Nochmal 30 Minuten später, immer noch nichts. Mhh, ich hab den Termin eigentlich extra dahin gelegt, weil er super in meine verdiente Mittagspause gepasst hätte. Die war mittlerweile mal locker vorbei. Geduld bewahren.
 
90 Minuten
So verstrich die dritte halbe Stunde ohne Anzeichen auf einen baldigen Aufruf ins Behandlungszimmer. Dank meiner Kopfrechenkünste konnte ich meine zu erwartende Verspätung langsam genau vorhersagen. Im Durchschnitt dauerte die Sprechstunde für Patienen vor mir rund 10 bis 15 Minuten. Hochgerechnet hätte es jetzt maximal nur noch knapp 15 Minuten dauern dürfen.
 
120 Minuten
Dummerweise nahm die letzte Patientin vor mir einen Extremwert an Behandlungszeit in Anspruch, wodurch ich nach geschlagenene zwei Stunden nach dem vereinbarten Termin aufgerufen wurde. Zehn Minuten später saß ich mit dem nächste Terminzettel in der Tasche wieder im Auto.
 
Warten als Therapiekonzept?
Das Szenario ist leider kein Einzelfall. Mit Murphys Gesetz läßt sich die Anhäufung ähnlicher Erlebnisse wohl auch kaum erklären. Warum also alles in der Welt gibt es sogenannte Sprechstundentermine!? Gehören lange Wartezeiten gar zu einem geheimen Therapiekonzept einer groß angelegten wissenschaftlichen Studie? Wenn dem so ist, beantrage ich hiermit beim Versuchsleiter die Versetzung in die Kontrollgruppe.
 
 
        
 



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