Lebendig begraben in Kinderstube des Stahlblauen Grillenjägers


Ein Stahlblauer Grillenjäger hat sich für ein Nistloch im Insektenhotel entschieden.
Ein Stahlblauer Grillenjäger hat sich für ein Nistloch im Insektenhotel entschieden.


Vor rund einem Monat wurde es eröffnet, das Insekten-Hochhaus im Garten. Tausende Löcher hab ich gebohrt, mehrere Bohrer zerstört, gedacht als grüne Insel zwischen Steingärten und Betonfassaden. Die Löcher von zwei bis zehn Millimeter haben seither zahlreiche Wildbienen und Wespenarten angelockt. Fast täglich herrscht reger Betrieb vor der alten Treppendiele.  Viele Löcher sind schon bewohnt, auf allen Etagen. Jetzt, im Hochsommer, kommt Bewegung in das gemütliche Beisammensein. Ein neuer Bewohner hat sich einquartiert. Der sieht nicht nur respekteinflößend aus, sein Fortpflanzungsritual ist zudem - nennen wir es mal - gruselig. Ich versuche das mal mit Worten und Bewegtbild zu dokumentieren.  

Fangen wir mit dem Hochhausbau vor rund einem Monat an.

 

Erst dachte ich, dass Kinder im Eifer Grasbüschel in das Insektenholtel gesteckt haben, um dem ein oder anderen Bewohner bei den Baumaßnahmen etwas unter die Arme zu greifen. Als dann aber plötzlich so ein fast zwei Zentimeter langer, stahlblauer Brummer angeflogen kam, im Schlepptau ein gut fünf Zentimeter langer Grashalm, da war klar, im Insektenhotel stehen die Zeichen auf Veränderung, neue, unbekannte Bewohner ziehen ein.

Aber welche Gattung ist das? Eine kurze Online-Recherche endete schließlich bei einem Wikipedia-Eintrag. Treffer. Das muss ein Stahlblauer Grillenjäger sein.

 

Die Art (Isodontia mexicana) stammt demnach, wie der Name schon vermuten lässt, aus Mittel- und Nordamerika und wurde wohl in den 60er Jahren nach Europa eingeschleppt. 1998 wurden die Insekten erstmals auch in Deutschland nachgewiesen. Wikipedia sagt:  "Beobachtungen liegen von Kehl bei Straßburg und vom Kaiserstuhl sowie aus der Mooswaldsiedlung in Freiburg, also aus der südlichen Oberrheinebene, vor. Am mittleren Oberrhein ist die Grabwespen-Art seit Ende der 2010er Jahre vertreten."  Ich sage: "Dem Klimawandel sei dank, fühlen sie sich nur zehn Jahre später offenbar auch auf der nicht mehr so ganz rauhen Baar recht wohl.

Ich heiße sie jedenfalls willkommen. Platz ist genug. Interessant zu beobachten und faszinierend zugleich sind die schwarzen Jäger allemal. Grashüpfer der Region dürften sich allerdings weniger über diesen Neuzugang freuen. Sie dienen den Grabwespen nämlich als Stärkung für den Nachwuchs.

Stahlblaue Grillenjäger schnappen sich einen Hüpfer, betäuben ihn, stopfen ihn in ihre Nisthöhle, legen ihre Brut ebenfalls dort ab und verschließen den Eingang schließlich mit einem Grasbüschel. Wenig später nach dem Schlüpfen freuen sich die Larven über den gelähmten Snack. Klingt schon etwas gruselig, ist aber eine erfolgreiche Strategie. Drei solcher Nester sind schon angelegt.   

Nicht schwer, die Nisthöhle des Stahlblauen Grillenjägers zu finden.

 



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