Nepper, Schlepper, Spendenfänger




Warum will mir jemand ohne mich zu kennen, mit einem Notizbrett bewaffnet und in einer billigen Windjacke mit dem Aufdruck einer Tierschutzorganisation gekleidet, mitten in der Stadt um 13 Uhr in meiner Mittagspause die Hand schütteln? Ich habe es nicht erfahren, nachdem ich das Angebot dankend ausschlug. Dafür wurde ich wortgewandt bedrängt, dass ich doch sicher ein Tierfreund bin.
 
"Ja, bin ich. Doch würde ich es dir in dieser Situation niemals sagen. Kein Bock auf Gespräch. Dafür Hunger." Verneint hab ich auch nicht. Wär ja gelogen. Sie hat ihr Ziel scheinbar erreicht.

 
Ich soll ein schlechtes Gewissen haben, ihr zuhören, aus Verlegenheit irgendetwas daherstammeln und daraufhin mit der aufgesetzt kumpelhaften Dame das Plaudern anfangen. Zum Schluss steh ich dann am Stehtisch mitten in der Innenstadt zwischen vier weiteren Provisions-Tierschützern und unterschreibe eine lebenslängliche Mitgliedschaft.
 
Ne, ne, ne, ne. Ich war stark. Nach einem entschlossenen "Nein", zügigen Schritten, böser Mine und konsequenter Ignoranz auf ihr Geplapper ließ sie nach 50 Metern endlich von mir ab.
 
Selbst wenn hinter der ganzen Tierschutz-Fassade auch nur ein Funken Wahrheit stecken sollte, werde ich mich lieber anderweitig um das Wohl von Tieren kümmern. An Ansatzpunkten mangelt es hierzulande ja nicht. Zuerst sollte aber jemand die Bürger vor diesen penetranten Spendenjägern schützen.       
 
Ach ja, nach zwei Wochen sind die fünf Tierschützer übrigens wieder verschwunden. Jetzt sucht eine Hilfsorganisation nach zahlungswilligen Passanten. Die Jacken haben ne andere Farbe. Der Stand ist der gleiche. Ob auch die selben Werber in den Klamotten stecken? Ich werds in der Mittagspause erfahren.
    
 



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