Jetzt wird's massiv: So baut Ihr euch ein stabiles Astro-Stativ


Voila, meine neues Eigenbau-Stativ für Astronomie und Fotografie ist fertig
Voila, meine neues Eigenbau-Stativ für Astronomie und Fotografie ist fertig


Ja, ja, ja, die Geschichte fängt mal wieder mit 'eigentlich' an. Aber so war es eben. Eigentlich wollte ich eine Schrittmotor-Barndoor-Montierung für meine Spiegelreflex-Kamera bauen für lang belichtete Himmelsaufnahmen. Beim ersten Test des Prototyps auf meinem Fotostativ war jedoch schnell klar, dass das so nichts wird. Ich musste viel weiter vorne in der Kette anfangen, um die Montierung irgendwann sinnvoll nutzen zu können. Also hab ich mir ein Stativ aus Holz gebaut - einfach, stabil und günstig. Am Ende sah es auch gar nicht so schlecht aus. Aber schaut's euch einfach an.

Jaaaa, ich baue ein Stativ! Aber wie? 

Der Vorsatz wa ja nun auf dem Tisch. Also musste ich nur aktiv werden. Nach einiger Recherche im Netz war die Ideenliste voll und der Plan für die Umsetzung nicht vorhanden. So habe ich ohne konkrete Vorgaben einfach mal angefangen zu bauen. Es gab nur drei Kriterien, die ich mir auferlegt habe: geringe Kosten, es sollte ohne Profiwerstatt machbar sein und ausreichend stabil sollte das Endergebnis sein, damit der Untersatz neben der Barndoor künftig auch mal eine Montierung samt Teleskop sicher tragen kann. Vier Wochen später kann ich Bilanz ziehen. Die bereinigten Kosten belaufen sich auf rund 50 Euro. Schwierigkeit: mittel. Stabilität: hoch. Bitteschön, so sieht es jetzt aus: 

Und hier nun in ganzer Pracht: Die Stativbeine sind voll ausgezogen  

Wie ich auf 50 Euro komme

Wäre ich Reichweitenjäger und würde Klickbaiting betreiben, dann würde ich so titeln: "Wahnsinn: 50-Euro-Stativ besser als Profimodelle". Mach ich aber nicht, zumal ich keinen Vergleich zu anderen Stativen habe ;-) Ist quasi mein erstes. Dennoch kann ich vorrechnen, dass es bereinigt tatsächlich etwas unter 50 Euro gekostet hat. Weil sich 48,31 Euro doof anhört hab ich aufgerundet.   

Die Holzlatten haben vier Euro das Stück gekostet. Vier habe ich vorsorglich gekauft. Mit drei kann man das gezeigte Stativ nachbauen. Die Multiplex-Platte hat 20 Euro gekostet.  Die Alu T-Nut-Schiene habe ich für knapp sieben Euro erstanden, die acht Millimeter Gewindestange für zwei Euro, das Alu Vierkantrohr hat knapp sechs Euro gekostet. Die Schlossschrauben, Muttern, Unterlagscheiben summierten sich zu zehn Euro, das Gurtband gab's für 2,20 Euro. Das Riffelblech für die Füße hatte ich noch da, geschätzt, drei bis vier Euro. Rechne ich nun das verwendete Material heraus und addiere eine unbekannte Variable für Kleber, Lack, Schleifpapier und Schauben hinzu - das hatte ich alles vorrätig - ergibt das 45-50 Euro. Wer alles neu kaufen muss und Überschussmaterial mit einberechnet, kommt auf 80-90 Euro am Ende. Dafür hat man für kommende Projekte noch Teile und Arbeitsmaterialien übrig. Kling gut, nicht wahr!?

Die Bauphase 

Recht euphorisch habe ich begonnen die Latten zuzusägen. Als der verleimte Stativ-Kopf und alle Teile für die Füße gesägt vor mir lagen, war die Vorstellung vom Endprodukt schon weit gediehen. Ich dachte gar, dass ich bald fertig sein werde. Doch ab hier dauerte alles länger als vermutet. Viele, viele Teile mussten gebohrt, geschliffen, lackiert und zusammengebaut werden. Das hat richtig Zeit gefressen.

Nur selten sind Probleme aufgetaucht, an die man im Vorfeld nicht wirklich gedacht hat, wie zum Beispiel, dass das mittlere Holzstück etwas dünner sein muss, damit es sich bei gelockerten Schrauben bewegen lässt. Die Idee für die Begrenzungsstopper der Stativ-Beine ist erst kurz davor gereift. Meine erste Version der Stativ-Füße hat sich nach der Montage als ungeeignet erwiesen. Also musste alles wieder runter und ich mir was neues überlegen. So ist das halt, wenn man planlos startet. Die Holzstücke für den Anbau der Stativ-Beine musste ich mit Multiplexstücken erhöhen, damit das weiche Holz der Latten mehr Fläche und Stabilität erhielt. Und nicht zuletzt deswegen, weil meine vorhandenen Schrauben zu lang waren.  Ansonsten ist der Bau aber erstaunlich geräuschlos verlaufen. Halt, nicht ganz. Für das Gurtband am Schluss habe ich fast das meiste Hirnschmalz verwendet und ordentlich Zeit liegen lassen. Eine Ablageplatte und eine starre Verbindung wollte ich mir ersparen. Doch die einfache Gurtversion stellte sich als knifflig heraus. Auch der Spanner für den Sicherungsgurt ist Marke Eigenbau und hält bombenfest

Jetzt ist es so wie es ist. Eine genaue Bauanleitung gibt es in meinem neusten Youtube-Video. Wär klasse, wenn Ihr meinen Kanal abonnieren würdet.  1000 Abos sind das Ziel, damit sich solche aufwändige Anleitungen künftig zumindest wieder etwas lohnen.   

 


Sprungmarken im Video: 

0:14 Holzarbeiten Stativbeine: Ausmessen, Zusägen, Bohren
2:21 Holzarbeiten Stativ-Kopf / Platte: Ausmessen, Sägen, Verleimen, Schleifen, 
3:22 Löcher bohren Beine und Platte
5:36 Holzarbeiten für die Klemmvorrichtung der Beine
6:33 Anbau der seitlichen Platten für die Klemmung
7:20 Anbau Verbindungsstück an Kopfplatte  
8:35 Bau der Abstandshalter / Sicherungen für die Stativbeine
9:34 Schleifen, Lackieren
10:28 Vorarbeiten mechanische Teile und Beschläge (Klemmung, Drehknöpfe, Füße)
12:31 Zusammenbau der Bein-Klemmung
14:09 Anbau der Beine an die Kopfplatte
15:40  Bau und Anbau der beweglichen Standfüße
18:20 Bau und Anbau Sicherungsgurt und Gurtspanner
20:20 Ausrichten und erster Test
20:32 Ausfahren der Beine und Belastungstest

Aufbau und erster Test

Das Aufstellen ist denkbar einfach. Ein Auseinanderrutschen der Beine wird durch den Gurt sicher verhindert. Heißt aber nicht, dass das Stativ sofort einsatzbereit ist. Der Stativkopf muss dennoch noch waagerecht ausgerichtet werden. Mit der Wasserwaage klappt das aber zackig und der  Dreibein-Eigenbau steht bombenfest, sogar auf rutschigem Betonboden. Auch ausgefahren gibt es keine Wackler. Man kann sich sogar draufsetzen. Die Klemmung der Beine hält das locker aus. Ich kann also in der Produktbeschreibung bei Maximalbelastung die Zahl 83 Kilogramm notieren :-) 

Das Stativ könnte in Sachen Stabilität glatt als Hocker durchgehen. Nur bequem ist es nicht.

Weitere Erklärungen

Der Stitivkopf ist so gedacht: Auf die Platte kann ich mittig mit einer zehn Millimeter dicken Schraube mein Equipment befestigen. Soltle ich in Zukunft mal eine Montierung besitzen, dann kann ich einfach eine weitere, für das Produkt passende Aufnahmeplatte bauen und diese über die drei Bohungen aussen mit Gewindestangen fixieren und auch austarieren. Die Idee war nicht von mir. Hab ich im Netz gesehen. Momentan brauche ich das aber noch nicht. Die Barndoor werde ich einfach über das Mittelloch festschrauben. 

So sieht die Stativplatte von unten aus

Erklärungsbedarf gibt es vielleicht auch noch zu den gebohrten Löchern in den Füßen. Ich dachte mir, dass man das Stativ dadurch auf dem freien Feld zusätzlich mit Zeltheringen im Boden verankern kann. Keine Ahnung, ob das sinnvoll ist. Die Idee erschien mir aber einfach und gut. Und es stört ja nicht, wenn man sie nicht braucht. 

Darauf bin ich fast am meisten stolz: die beweglichen Stativfüße und die Eigenbau-Drehknöpfe für der Höheneinstellung

Mögliche Erweiterungen

  • Dem Stativkopf spendiere ich noch eine Dosenlibelle, damit die Wasserwaage zuhause bleiben kann.
  • Schön wär auch eine Tragevorrichtung sowie eine Verriegelung des Statives während Lagerung und Transport. Momentan sind die Beine im geschlossenen Zustand nach wie vor beweglich.

Schreibt mir doch einen Kommentar, was ihr davon haltet, gerne auch auf Youtube. Clear Sky!  

Zum Thema: 


Neuen Kommentar schreiben